Über Windhorse
Begründer des Windhorse-Projekts ist der amerikanische Psychiater und Psychotherapeut Dr. Edward Podvoll (Lit.: "Wege aus entrückten Welten", Verlag Hugendubel, 1994). Podvoll erhielt eine psychoanalytische Ausbildung in Chestnut-Lodge, v.a. von Harold Searles und Otto Will . Er wurde später von Chögyam Trungpa, Rinpoche mit der buddhistischen Psychologie vertraut gemacht und leitete 12 Jahre lang die Ausbildung in "Kontemplativer Psychotherapie" an der "Naropa University" in Boulder, Colorado. "Windhorse" ist ein Begriff aus dem zentralasiatischen Raum (tibet.:Lung-ta), der auf das Potential der Wachheit und Lebenskraft im Menschen hinweist, auf die "Grundlegende Geistige Gesundheit", die es einem Menschen möglich macht, eine Krise zu bewältigen und sich wieder aufzurichten. Eigentlicher Anstoß für die Entstehung eines Windhorse-Projekts war das Engagement von Dr. Podvoll für eine junge psychotische Frau - die lange Zeit ihres Lebens ohne Besserung ihres Leidenszustandes in psychiatrischen Kliniken verbrachte - eine heilsamere Alternative zu finden. In den Windhorse-Therapiepro-
grammen, die seit 1981 in den USA existieren und die seit 1995 auch in Wien praktiziert werden, wurde die Erfahrung gemacht, dass sich durch authentische menschliche Beziehungen, in der vertrauten Umgebung einer Wohnung, eine bedeutsame Genesung von schweren psychischen Krisen und Störungen ergeben kann.
Ein Windhorse-Behandlungsprojekt, schließt oft an einen stationären Aufenthalt an oder ist manchmal eine Alternative dazu. Sie versteht sich als befristete strukturierende Unterstützung im Alltagsleben "draußen" und als Übergang zu einer längerfristigen Psychotherapie und einer selbständigen Lebensführung in der Gesellschaft. Die wesentlichen Komponenten eines Windhorse-Projekts sind der therapeutische Haushalt, die Basisbetreuung die von einem Team praktiziert wird und die Einzelpsychotherapie.
Der therapeutische Haushalt kann die eigene Wohnung des Klienten, oder eine speziell angemietete Wohnung - mit ein bis zwei Mitbewohnern - sein. Ein aufmerksamer Umgang mit den Aufgaben des täglichen Lebens fördert das geistige Präsent-Sein und die Beziehung zur Außenwelt, und hat daher eine wichtige therapeutische Funktion.
Grundlage der Windhorse-Therapie ist die Praxis der "Basisbetreuung", die durch therapeutische Begleiter während drei Stunden dauernden "Schichten" in oder außerhalb der Wohnung durchgeführt wird. Die Begleiter sind während dieser Zeit auf eine natürliche und einfühlsame Art für den Klienten präsent, bereit das zu tun, was sich gerade entwickeln kann: Hausarbeiten, einkaufen, spazierengehen, sportliche oder kreative Tätigkeiten, oder einfach sitzen und plaudern. Eine Umgebung wie diese vermag die (Re-) Integration in das tägliche Leben am besten zu fördern. Wichtig ist dabei, daß die Entwicklung Schritt für Schritt erfolgt und durch die Begleitung geduldig unterstützt wird. Die Aufmerksamkeit der Basisbetreuung richtet sich auf das Erkennen und Fördern der klaren Momente und grundlegend gesunden Impulse des Klienten.
Psychotherapie ist ein wesentlicher Pfeiler eines Windhorse-Therapie-Settings, in dem die/der Klient(in) mit ihren/seinen drängenden Anliegen in einem offenen Dialog mit einem(r) Psychotherapeut(in) arbeiten. In dieser therapeutischen Beziehung kann eine tiefe Erfahrung des Angenommenwerdens stattfinden. Man bekommt in einfühlsamer Weise Unterstützung im Erforschen und Verstehen eigener Bewußtseinsveränderungen und im Umgang mit schwierigen emotionalen Zuständen. Es entsteht für jede(n) Klientin(en) langsam eine persönliche Perspektive für den weiteren Lebensweg. Das Windhorse-Projekt ist ein lebendiger Beweis dafür, dass Professionalität und natürliche menschliche Beziehungen kein Widerspruch sein müssen. Echtheit in der therapeutischen Beziehung ermöglicht einen lebendigen Austausch. Dabei erwächst der (dem) Klientin(en) mit der Zeit Vertrauen in ihre (seine) eigenen Einsichten, Ressourcen und Möglichkeiten. Neue Wege mit sich selbst und anderen umzugehen, entstehen.